Aktueller Rundbrief: Ausgabe 12 – Dezember 2024
Hier steht Ihnen der monatliche Rundbrief der BTK-Geschäftsstelle mit Aktuellem rund um die Bundestierärztekammer und den tierärztlichen Beruf zur Verfügung.
Bundestierschutzbeauftragte empfiehlt Tierschutz im Wahlprogramm
Tierschutz ist seit 2002 als Staatsziel im Grundgesetz verankert, was seine herausragende Bedeutung für unseren Bundesstaat hervorhebt, betont die Bundestierschutzbeauftragte Ariane Kari in einem Informationsschreiben an alle demokratischen Parteien. Zudem würden sich die Wählenden nachweislich eine bessere Tierschutzsituation in Deutschland wünschen, was auch rechtliche Änderungen umfasse. Um dem Staatsziel und dem damit einhergehenden Optimierungsgebot fortwährend gerecht zu werden sowie dem Willen der Wählenden zu entsprechen, bedarf es politischer Entscheidungen für den Tierschutz.
Für Kari sei es daher ein großes Anliegen, alle demokratischen Parteien bei der Vorbereitung ihrer Wahlprogramme für die vorgezogene Bundestagswahl im Februar 2025 in Bezug auf Tierschutzthemen zu unterstützen. Als Fachtierärztin für Öffentliches Veterinärwesen und für Tierschutz kenne sie die relevanten regulatorischen Hebel, die es brauche, um den Tierschutz im Land zu stärken. Die Bundestierschutzbeauftragte hat daher ein Papier erarbeitet, das wesentliche tierschutzpolitische Ziele prägnant zusammenfasst, u. a. zum drängenden Handlungsbedarf für die Tierhaltung und den Tierhandel, in Bezug auf die Tiertötung, für den Tierversuchsbereich, zum Umgang mit nicht in menschlicher Obhut gehaltenen Tieren, zur Vereinheitlichung des Tierschutzvollzugs, zum Schutz von Tieren vor Qualzucht und zur institutionellen Stärkung des Tierschutzes.
Das Papier ist online unter www.bmel.de/DE/ministerium/organisation/tierschutzbeauftragte/beauftragte-tierschutz.html zu finden.
Quelle: Schreiben der Bundestierschutzbeauftragten
BMEL erlässt tiergesundheitsrechtliches Bußgeldgesetz
Der Kampf gegen Tierseuchen ist für das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zentral: Mit dem „Gesetz zur Durchsetzung tiergesundheitsrechtlicher und bestimmter kontrollrechtlicher Vorschriften der Europäischen Union“ können Behörden Verstöße gegen das EU-Tiergesundheitsrecht ahnden.
Alle im Gesetz festgelegten Ordnungswidrigkeiten ermöglichen den Vollzugsbehörden eine konkrete Sanktionierung, wenn Unternehmer:innen oder Heimtierhaltende die Vorschriften des EU-Tiergesundheitsrechts missachten. Bislang waren die tiergesundheitlichen Ordnungswidrigkeiten im nationalen Recht verankert.
Das Gesetz schafft somit keine neuen Regelungen, sondern knüpft an bestehende EU-Regelungen an, etwa an die Pflicht, dass für Rinder eine amtliche Veterinärbescheinigung benötigt wird für den Transport in einen anderen EU-Staat. Durch die Bescheinigung bestätigten Amtsveterinär:innen, dass die Rinder den Tiergesundheitsanforderungen entsprechen. Diese Vorschrift ist wichtig, um ein Verschleppen von Tierseuchen zu verhindern. Mit dem nun erlassenen Gesetz begeht eine Ordnungswidrigkeit, wer dagegen verstößt. Dann droht ein Bußgeld. Ein weiteres Beispiel: Hunde, die älter sind als 16 Wochen, müssen gegen Tollwut geimpft sein und einen gültigen Heimtierausweis haben, wenn sie in ein anderes EU-Land mitgenommen werden. Wer dagegen verstößt, kann ebenfalls mit einem Bußgeld belangt werden. Das EU-Recht legt darüber hinaus u. a. Vorschriften fest über die Kennzeichnung bestimmter Tiere, z. B. Rinder, Schafe oder Pferde.
- BMEL-Meldung vom 12.12.2024
Zahl der Tierversuche wieder gesunken
In Deutschland wurden im Jahr 2023 1,46 Millionen Wirbeltiere und Kopffüßer bei Tierversuchen eingesetzt. Das sind 15,6 Prozent bzw. 270.000 Tiere weniger als im Jahr 2022, wie aus der Versuchstierstatistik hervorgeht, die jährlich vom Deutschen Zentrum zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) ermittelt und veröffentlicht wird. Bei 80 Prozent der verwendeten Versuchstiere handelte es sich um Nagetiere (Mäuse 73 Prozent, Ratten 7 Prozent), 11 Prozent waren Fische, 4,6 Prozent Kaninchen und 1,4 Prozent Vögel. Der Rückgang an Tierversuchen betreffe laut BfR-Präsident Prof. Dr. Dr. Andreas Hensel fast alle Bereiche der Grundlagenforschung und angewandten Forschung. Bemerkenswert sei insbesondere ein historischer Tiefststand bei schwer belastenden Versuchen.
Zahlen und Anteile der im Jahr 2023 in Versuchen (gem. § 7 Abs. 2 TierSchG) verwendeten Tiere nach Tierart, Quelle: BfR 2024
Hier klicken für eine größere Version der Abbildung.
In der Grundlagenforschung wurden 59 Prozent der Tiere eingesetzt, 14 Prozent in der anwendungsorientierten („translationalen“) Forschung; 17 Prozent der Versuche dienten regulatorischen Zwecken, wie der Qualitätskontrolle medizinischer Produkte und Sicherheitsprüfungen chemischer Substanzen. Für die Erhaltung genetisch veränderter Populationen wurden 6 Prozent der Tiere verwendet und 4 Prozent für sonstige Zwecke (Aus-, Fort- und Weiterbildung, Umwelt- und Artenschutz).
Unterstützung zur Erhaltung des Schleswiger Kaltblutpferds
Das Schleswiger Kaltblut wird auf der Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen als „Erhaltungspopulation“ eingestuft (ca. 400 Tiere, BLE 2023) und steht daher vor großen Herausforderungen. Mit dem von der Europäischen Innovationspartnerschaft Agrar (EIP Agri) geförderten 3-jährigen Forschungsprojekt „Entwicklung moderner Methoden für die Erhaltungszucht des Schleswiger Kaltblutpferdes in Schleswig-Holstein“ soll das Überleben dieser robusten und vielseitigen Pferderasse gesichert werden.
Die Ziele des Forschungsprojekt sind die Stärkung der Datengrundlage zum Schleswiger Kaltblut (Haltung, Nutzung, Exterieur, Leistung, Verhalten) durch eine Fragebogenaktion, die genetische Charakterisierung der Population (SNP-Genotypisierung) als Basis für die Beschreibung der genetischen Diversität und für zukunftsorientierte Zuchtentscheidungen, die Einführung der linearen Beschreibung zur wertfreien Charakterisierung von Zuchttieren und deren Nachkommen, die Unterstützung der Züchter:innen von Schleswiger Kaltblutpferden durch ein wissenschaftlich fundiertes Anpaarungsprogramm, das ermöglicht, wichtige Rasseeigenschaften und die genetische Vielfalt in Zuchtentscheidungen einfließen zu lassen und die Konservierung von genetischem Material (Sperma und Embryonen), um die langfristige Verfügbarkeit zu sichern.
Dringend gesucht werden Schleswiger-Besitzer:innen, die Haarproben ihrer Pferde für die SNP-Genotypisierung zur Verfügung stellen und an der Fragebogenaktion teilnehmen.
Weitere Informationen unter: https://www.eip-agrar-sh.de/eip-innovationsprojekte/5-call/erhaltungszucht-schleswiger-kaltblut
Dr. Julia Stuhlträger, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Auswirkungen von Trainingsmethoden auf das Wohlergehen von Tieren
Bereits im Juni hat die Generalversammlung der Federation of Veterinarians of Europe (FVE) für ein gemeinsames Positionspapier zum Thema Verhaltensbeeinflussung und Trainingsmethoden gestimmt, das Ende Oktober mit einer begleitenden Pressemitteilung der beteiligten Organisationen FVE, FEEVA (Federation of European Equine Veterinary Associations), FECAVA (Federation of European Companion Animal Veterinary Associations) und WSAVA (World Small Animal Veterinary Association) veröffentlicht wurde. Das Papier beleuchtet die kritischen Zusammenhänge zwischen Tierverhalten, Tierschutz und Trainingsmethoden, unterstreicht die Bedeutung artspezifischer Verhaltensweisen bei Begleittieren, insbesondere bei Hunden, Katzen und Pferden, und enthält klare Empfehlungen zur Förderung der Guten Praxis in ganz Europa. Die beteiligten Verbände heben auch die Bedeutung interdisziplinärer Arbeit hervor, um den Tierschutz voranzubringen, und erkennen die Bedeutung der Zusammenarbeit qualifizierter Tierverhaltensforschender und Tiertrainer:innen mit Tierärzt:innen an, um das Wohlergehen der Tiere zu schützen. Sie fordern jedoch eine Regulierung der Tierverhaltens- und -trainingsangebote, um sicherzustellen, dass diejenigen, die als Tierverhaltensforscher:in und -trainer:in arbeiten, Mindeststandards einhalten und schmerzfreie, evidenzbasierte Techniken anwenden, so wie es im Bereich der tierärztlichen Verhaltensmedizin auf Fachebene geschieht.
VetsforLife e. V.
Im Verein „VetsforLife – Nachhaltige Tiermedizin e. V.“ haben sich Tierärzt:innen aus Praxis, Labor, Industrie und Verwaltung zusammengeschlossen, um sich gegen den Klimawandel einzusetzen. In einem ersten Projekt soll gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (Fraunhofer IWU) versucht werden, Einwegplastikspritzen zu recyclen. Einwegspritzen (ohne Kanülen) bestehen aus hochwertigen Kunststoffen und werden bislang im Restmüll entsorgt.
Diese Materialverschwendung will der Verein beenden und aus diesen und ähnlichen Kunststoffabfällen ein Granulat (Rezyklat) entwickeln lassen, das für die Produktion neuer Spritzen wieder eingesetzt werden kann.
Weitere Informationen s. https://vetsforlife.de.
BTK-Präsident Dr. Holger Vogel im Gespräch mit VetsforLife-Vorsitzender Dr. Karen Schemken beim DVG-Vet-Congress in Berlin
Am 01.11.2024 nutze Dr. Karen Schemken, die Vorsitzende des Vereins VetsforLife, auf dem DVG-Vet-Congress die Gelegenheit, BTK-Präsident Ltd. VD Dr. Holger Vogel die Ziele des neuen Vereins vorzustellen.
Studie: Hyperthyreose bei Katzen
Die Abteilung Endokrinologie an der Kleintierklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) forscht aktuell über die Erkrankung Hyperthyreose bei Katzen, für deren Therapie es verschiedene Ansätze gibt: eine Behandlung mit Thyreostatika, eine Thyreoidektomie, eine jodarme Diät oder eine Radiojodtherapie. In Deutschland scheint die Therapie mit Thyreostatika die am häufigsten durchgeführte zu sein. Wie die anderen Therapiemöglichkeiten abschneiden, ist unbekannt.
In einem Forschungsvorhaben sollen daher anhand eines Onlinefragebogens Daten von Katzen mit Hyperthyreose erfasst werden. Ziel ist es, eine Einschätzung darüber zu gewinnen, welche Symptome Katzen mit Hyperthyreose zeigen, wie effektiv diese durch die unterschiedlichen Therapiestrategien im deutschsprachigen Raum zu beherrschen sind, ob sich in Bezug auf die Effektivität der zur Verfügung stehenden Thyreostatika Unterschiede ergeben, ob und wie die Beratung von Patientenbesitzer:innen optimiert werden kann, welche Aspekte ihnen bei der Therapieauswahl besonders wichtig sind und wie gut die Compliance bei der Gabe von oralen Lösungen oder Tabletten bei Besitzer:in und Tier ist. In die Studie eingeschlossen werden alle Katzen mit Hyperthyreose, die mit einer oder mehreren der oben genannten Therapieformen behandelt werden oder wurden.
Rückfragen an: Ma.Rogic@campus.lmu.de oder A.Wehner@lmu.de
Umfrage: www.scientific-surveys.uni-muenchen.de/evasys/online.php?p=Schilddruese
Pandemievorsorge: Die Rolle der Tierärzteschaft
Auf ihrer Herbst-Generalversammlung am 29.11.2024 hat die Federation of Veterinarians of Europe (FVE) ein zeitgemäßes und zukunftsweisendes Positionspapier verabschiedet, in dem die entscheidende Rolle des tierärztlichen Berufsstands bei der Verhütung und Bekämpfung von Tierseuchen und Zoonosen betont wird. Seit Jahrzehnten stehen Tierärzt:innen bei der Pandemievorsorge an vorderster Front und setzen sich für den One Health-Ansatz ein, der die Gesundheit von Tier und Mensch sowie die Umwelt integriert. Dieses Positionspapier und seine Empfehlungen sind ein Aufruf an die Entscheidungsträger, das tierärztliche Fachwissen im Bereich One Health zu nutzen, insbesondere im Hinblick auf künftige Pandemien.
FVE-News
Inhalte Deutsches Tierärzteblatt Januar 2025
Neufassung der TÄHAV
Vom 01.01.2025 an gilt die Neufassung der Verordnung über tierärztliche Hausapotheken (TÄHAV), mit der die Regelungen zum Betrieb einer tierärztlichen Hausapotheke und der damit verbundenen Vorschriften über die Anwendung und Abgabe von Tier- und Humanarzneimitteln sowie veterinärmedizintechnischen Produkten durch Tierärzt:innen an das neue europäische Tierarzneimittelrecht angepasst werden. Die wesentlichen Änderungen sind hier von Dr. Ilka Emmerich und PD Dr. Andreas Palzer zusammengefasst.
Megatrends
In dieser vierten Folge der Artikelserie zum Thema Megatrends geht die BTK-Arbeitsgruppe „Zukunft“ näher auf die Megatrends Konnektivität, Wissenskultur und Silver Society und ihre Bedeutung für die Tiermedizin ein.
Gewalt im Vollzug
Die bestehende Gefahr für Leib und Seele der Vollzugspersonen bei amtlichen Kontrollen im Tierschutz wird von Dr. Carolin Debuschewitz anhand eines Fallberichts beschrieben und dessen Ursachen diskutiert.
Termine 2025
7. Januar | Ausschuss für Berufs- und Standesrecht | Videokonferenz |
13. Januar | Ausschuss für Gebühren | Videokonferenz |
14. Januar | Bundesweiterbildungsarbeitskreis | Videokonferenz |
22. Januar | Ausschuss für Geflügel | Berlin + Videokonferenz |
28. Januar | Ausschuss für Schweine | Videokonferenz |
11. März | Ausschuss für Wiederkäuer | Berlin + Videokonferenz |
20./21. März | Erweitertes Präsidium | Berlin |
21./22. März | Frühjahrs-Delegiertenversammlung | Berlin |
3. April | Ausschuss für Tierschutz | Videokonferenz |
9. April | Ausschuss für Versuchstierkunde | Videokonferenz |
7. Oktober | Erweitertes Präsidium | Dortmund |
8. Oktober |
Herbst-Delegiertenversammlung | Dortmund |
9./10. Oktober |
30. Deutscher Tierärztetag | Dortmund |
Termine ATF-Fortbildungen/Gemeinschaftsveranstaltungen
Bleiben Sie gesund!
Mit freundlichen Grüßen
Ihre BTK-Geschäftsstelle
*Quellen der jeweiligen Artikel sind die angegebenen Links.
Geschäftsstelle
Französische Str. 53
10117 Berlin
030 - 201 43 38 - 0
030 - 201 43 38 - 88
Telefonische Sprechzeiten
Mo- Do: | 09.00-15.00 Uhr |
Fr: | 09.00-13.00 Uhr |