Aktueller Rundbrief: Ausgabe 11 – November 2025

Hier steht Ihnen der monatliche Rundbrief der BTK-Geschäftsstelle mit Aktuellem rund um die Bundestierärztekammer und den tierärztlichen Beruf zur Verfügung.

 

BTK kritisiert Lockerung der „Blutregel“ im internationalen Pferdesport 

Die BTK übt scharfe Kritik an der jüngst beschlossenen Änderung der sogenannten „Blutregel“ durch die Fédération Equestre Internationale (FEI). Auf deren Generalversammlung am 7. November wurde entschieden, dass Pferde künftig trotz sichtbarer Blutspuren starten dürfen – sofern eine tierärztliche Kontrolle keine Beeinträchtigung feststellt.

Für die BTK ist diese Entscheidung ein gravierender Rückschritt im Tierschutz. Das Wohl des Pferdes müsse immer oberste Priorität haben. Eine Regeländerung, die Blut am Pferd toleriert, sende das völlig falsche Signal, betonte BTK-Präsident Ltd. Dr. Holger Vogel. Er sieht in der neuen FEI-Praxis sogar einen klaren Verstoß gegen das deutsche Tierschutzgesetz.

© AdobeStock/Laura-Battiato

Bislang galt im internationalen Pferdesport: Sichtbares Blut führt unweigerlich zur Disqualifikation. Diese Regel schützte nicht nur die Pferde unmittelbar, sondern stärkte auch das Vertrauen der Öffentlichkeit in einen fairen, tierschutzkonformen Sport.

Blutspuren im Einwirkungsbereich des Reiters seien immer ein Hinweis auf Schmerzen oder Verletzungen – und dürften niemals toleriert werden, erklärt Dr. Vogel. Vor allem Blut im Bereich von Maul, Flanken oder Sporen sei ein eindeutiges Warnsignal.

Die BTK fordert deshalb alle Turniertierärzt:innen auf, Pferden mit sichtbarem Blut weiterhin konsequent die Starterlaubnis zu verweigern – unabhängig von der neuen FEI-Regelung. Nur so könne ein glaubwürdiger Tierschutz auf Turnieren gewährleistet werden.

Darüber hinaus spricht sich die BTK entschieden dafür aus, die permanente Anwesenheit von Tierärzt:innen bei allen Turnieren verpflichtend vorzuschreiben. Eine reine Rufbereitschaft reiche nicht aus, um Tierschutzverstöße frühzeitig zu erkennen und zu ahnden.

Positiv hebt die BTK hervor, dass auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) die Lockerung der Blutregel ablehnt. Dies sei ein wichtiges Zeichen in Richtung Tierwohl.

Die von der FEI angekündigten Maßnahmen wie öffentliche Verwarnungen oder Sperren bei wiederholten Verstößen reichen aus Sicht der BTK nicht aus. Für den Pferdesport in Deutschland müsse gelten: Pferde mit frischem Blut oder Verletzungen im Einwirkungsbereich werden weiterhin konsequent disqualifiziert.

 

Studie zur Kleintier-Notfallversorgung in Europa

Lange Dienste, viele Pseudonotfälle und eine hohe Belastung – diese Herausforderungen kennen viele Tierärzt:innen im Notfalldienst. Mit der europäischen Studie RESPOND (Research on Emergency Services and Practice Of Nighttime and Daytime Veterinary Care), durchgeführt im Rahmen eines Residency-Projekts/Dissertation von Jule Gudmundsdottir an der Universität Bern (CH), soll die Realität der Kleintier-Notfallmedizin sichtbar gemacht werden: von der Ausbildung über die Organisation bis hin zur persönlichen Belastung.

In einer Umfrage werden Erfahrungen und Einschätzungen abgefragt, um ein umfassendes Bild zu gewinnen und Wege zu finden, den Notfalldienst in Zukunft besser zu gestalten.

Zur Umfrage:      
https://de.surveymonkey.com/r/L7MCWGH

 

Bundesrat fordert strengere Regeln für Tiertransporte in Drittstaaten

Der Bundesrat hat am 26. September 2025 eine Entschließung zum besseren Schutz von Nutztieren bei Transporten in Länder außerhalb der EU verabschiedet. Hintergrund ist, dass die hohen EU-Tierschutzstandards bislang an den Außengrenzen enden und Transporte in Drittstaaten immer wieder zu schweren Tierschutzverstößen führen. Nordrhein-Westfalen hatte die Initiative eingebracht.

© AdobeStock/VGV

Kernforderung der Länder ist, dass lebende Tiere nur dann exportiert werden dürfen, wenn das jeweilige Drittland der Europäischen Kommission verbindlich zusichert, die internationalen Tierschutzstandards der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) einzuhalten. Zudem soll die EU-Kommission bei Verstößen Exportstopps verhängen können, bis Missstände behoben sind. Auch die Aufnahme tierschutzrelevanter Kriterien in Veterinärbescheinigungen fand Zustimmung.

Die Bundestierschutzbeauftragte Silvia Breher setzt sich ebenfalls für weitreichendere Maßnahmen ein und erfüllt damit eine zentrale Forderung vieler Tierschutzorganisationen. Breher sprach sich klar „für ein Ende von Lebendtiertransporten in sogenannte Tierschutz-Hochrisikostaaten“ aus – sowohl national als auch EU-weit. Die laufenden Verhandlungen zur Verschärfung der EU-Tierschutztransportverordnung seien eine Chance, „die wir auf keinen Fall verpassen dürfen“, sagte Breher gegenüber Agra Europe (AgE). Sie begründet ihre Position mit wiederkehrenden extremen Tierschutzverstößen innerhalb der Drittstaaten. Aktuellster Anlass ist ein Schiff mit rund 4000 teilweise trächtigen Rindern aus Uruguay, das wegen fehlender Entladungsgenehmigung wochenlang vor der türkischen Küste festsaß und Medienberichten zufolge nun mit den Tieren an Bord nach Südamerika zurückkehrt.

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten unterstützt Brehers Forderung und hält ein bundesweites Verbot durch das Bundeslandwirtschaftsministerium für rechtlich möglich und überfällig. Unklar bleibt jedoch, wann die EU einen Gesetzesentwurf zur Transportverordnung vorlegen wird – nach aktuellem Stand ist vor 2026 nicht damit zu rechnen.

Tierschutzverbände begrüßen die Bundesratsinitiative grundsätzlich, sehen jedoch zusätzlichen Handlungsbedarf. Der Deutsche Tierschutzbund fordert ein nationales Verbot von Lebendtiertransporten in Drittstaaten. Auch Niedersachsen plädiert für ein Exportverbot in „Tierschutz-Hochrisikoländer“.

  • Pressemitteilung der Landesregierung Nordrhein-Westfalen vom 26.09.2025
  • Beitrag im Bayerischen Landwirtschaftlichem Wochenblatt vom 20.11.2025
  • Quelle: AgE 39/2025

 

NATworks-Datenbank

Die NATworks-Datenbank (www.nat-works.org) ist eine neue Plattform, die Unternehmen erfasst und das Ziel hat, eine umfassende Übersicht über Anbieter und Dienstleistungen für tierversuchsfreie Technologien zu bieten, Akteur:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Regulierungsbehörden zu vernetzen und den Umstieg auf moderne, humanrelevante Methoden zu beschleunigen. Wegen der internationalen Relevanz wird das von Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) entwickelte Verzeichnis auf Englisch geführt.

Zum Start sind nach ÄgT-Angaben etwa 400 weltweite Unternehmen in der Datenbank gelistet. Sie entwickeln tierversuchsfreie Verfahren auf Basis menschlicher Zellmodelle, Organoide, Multi-Organ-Chips oder computergestützter Simulationen oder bieten entsprechende Produkte oder Dienstleistungen an. Umfangreiche Suchfilter und interaktive Diagramme sollen eine umfassende und dynamische Auswertung nach Ländern, Forschungsfeldern oder Endpunkten ermöglichen.

Die Daten werden mithilfe Künstlicher Intelligenz (KI) automatisch gesammelt, analysiert, kategorisiert und laufend aktualisiert – ausschließlich auf Basis öffentlich zugänglicher Unternehmensinformationen. Die Qualitätskontrolle und Freigabe erfolgen stets manuell durch wissenschaftliche Fachleute.

Laut ÄgT ist NATworks derzeit die einzige Datenbank, die den aktuellen Stand der angewandten humanrelevanten Forschungslandschaft abbildet und Entscheidungsträger:innen hilft, Fördermaßnahmen gezielt zu steuern. Bei der EU-Kommission ist NATworks bereits im Katalog der „Transitional Initiatives“ gelistet. Das sind Initiativen, die die EU-Kommission bei der EU-Roadmap (Ausstiegsfahrplan) zur tierversuchsfreien Chemikalientestung unterstützen. Diese soll Anfang 2026 veröffentlicht werden.

 

Umfrage zur Fehlerkultur in der Tiermedizin

Wie wirken sich Emotionen auf den Umgang mit Fehlern in der Tiermedizin aus? Diese Frage steht im Mittelpunkt einer aktuellen Studie im Projekt „Fehlerkultur in der Tiermedizin“ an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo), geleitet von Prof. Dr. Holger Volk, Dr. Claudia Busse und Dr. Christin Kleinsorgen. Die Datenerhebung erfolgt über anonyme Onlinefragebögen, entwickelt von Katharina Karlsfeld, Kleintierärztin und Doktorandin in diesem Forschungsprojekt.

Gesucht werden klinisch tätige Tierärzt:innen und Tiermedizinische Fachangestellte (TFA) im Bereich der Kleintiermedizin. Die Teilnahme dauert etwa 10 Minuten.

Link für Kleintierärzt:innen: https://survey.tiho-hannover.de/survey3/index.php/818787?lang=de

 

Link für TFAs: https://survey.tiho-hannover.de/survey3/index.php/349785?lang=de

 

Kontakt: katharina.karlsfeld@tiho-hannover.de

 

STIKO weitet Influenza-Impfempfehlung aus 

Die Ständige Impfkommission (STIKO) reagiert auf die weltweit zunehmende Verbreitung aviärer Influenzaviren (H5Nx) bei Geflügel, Wildvögeln und verschiedenen Säugetieren. Sie empfiehlt künftig auch Personen mit möglicher Exposition gegenüber H5N1-infizierten Tieren eine jährliche saisonale Influenzaimpfung. Dies betrifft insbesondere Menschen mit regelmäßigem direkten Tierkontakt – etwa in Nutzierhaltungen, Tierarztpraxen, Zoos, Tierheimen, Schlachthöfen oder im privaten Umfeld zu Geflügel, Schweinen, Wildvögeln oder Robben.

Die Impfung schützt zwar nicht vor H5N1, kann aber Doppelinfektionen mit saisonaler Influenza verhindern und damit das Risiko einer genetischen „Vermischung“ der Viren verringern. Für Personen ab 60 Jahren empfiehlt die STIKO weiterhin Hochdosis- oder MF-59-adjuvantierte Impfstoffe.

Weiterführende Informationen stellen das Robert Koch Institut (RKI) und STIKO auf ihrer Webseite bereit.

 

Studie zu Insektenprotein: Hunde mit Übergewicht gesucht

Das Forschungsteam des Lehrstuhls für Tierernährung und Diätetik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München untersucht neue ernährungsmedizinische Wege zur Unterstützung übergewichtiger Hunde im Rahmen eines Gewichtsreduktionsprozesses. Die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Studie untersucht, ob die spezielle Nährstoffzusammensetzung von Seidenraupenpuppen den Stoffwechsel – insbesondere Fettstoffwechsel, Entzündungswerte und Gewichtsverlauf – positiv beeinflussen kann.

Für die Studie werden noch übergewichtige Hunde (Body Condition Score 7–8/9, ca. 20–30 Prozent über Normalgewicht) gesucht, die ansonsten gesund sind. Die Hunde nehmen über 12 Wochen an einem tierärztlich begleiteten Gewichtsreduktionsprogramm teil und erhalten entweder ein Studienfutter mit einer herkömmlichen Protein- und Fettquelle oder ein speziell entwickeltes Futter auf Basis von Seidenraupenprotein und -öl. Die Teilnahme, das Futter und die vorgesehenen Untersuchungen an der Kleintierklinik der LMU (regelmäßige Gewichtskontrollen sowie Kot-, Harn- und Blutanalysen) sind kostenlos.

Tierärzt:innen, die interessierte Besitzer:innen auf die Studie aufmerksam machen möchten, können zur Auslage in der Praxis Informationsmaterial und Flyer anfordern bei L.Baum@lmu.de.

Dr. Lilly Baum

 

OHIS: Gemeinsame Überwachung von Antibiotikaresistenzen im One Health-Ansatz

Mit OHIS („One Health Integrated Surveillance“) setzt die Bundesregierung ein zentrales Vorhaben der Deutschen Antibiotika-Resistenzstrategie DART 2030 um: die sektorenübergreifende Überwachung von Antibiotikaresistenzen. Das Netzwerk vereint Expertisen aus Human- und Veterinärmedizin, Umwelt und Lebensmittelsicherheit. Beteiligt sind das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), Robert Koch-Institut (RKI), Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Umweltbundesamt (UBA) sowie das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).

Gegründet wurde die OHIS-Gruppe 2023 im Rahmen der DART 2030, die sechs zentrale Handlungsfelder zur Eindämmung von Antibiotikaresistenzen beschreibt – von Prävention und Forschung bis hin zu „Surveillance und Monitoring“. Die integrierte Überwachung soll künftig helfen, Entwicklungen und Trends frühzeitig zu erkennen und gezielt Maßnahmen einzuleiten. Ein wichtiges Ziel ist der Aufbau einer gemeinsamen Website, auf der die Daten der beteiligten Sektoren miteinander verknüpft abrufbar sind.

Das BfR spielt innerhalb von OHIS eine Schlüsselrolle: Am Institut ist das Nationale Referenzlabor für Antibiotikaresistenz (NRL-AR) angesiedelt, das vergleichbare Resistenzdaten zu Zoonoseerregern und weiteren relevanten Erregern erhebt. Diese Daten fließen in den jährlichen Zoonosebericht ein und werden an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) übermittelt. Über das Portal ZooNotify sind die Ergebnisse seit 2023 zudem niedrigschwellig für Fachkreise und die interessierte Öffentlichkeit zugänglich.

Darüber hinaus wertet das BfR jährlich Daten zum Antibiotikaverbrauch in der Nutztierhaltung aus – u. a. bei Rindern, Schweinen, Hühnern und Puten. Die daraus abgeleiteten Therapiehäufigkeiten bilden eine wichtige Grundlage für Maßnahmen der zuständigen Behörden zum Verbraucherschutz.

Das aktuelle OHIS-Treffen, zu dem auch Vertreter:innen des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH) und Bundesministeriums für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) eingeladen sind, wird vom BVL ausgerichtet. Es unterstützt das diesjährige Motto der „World Antimicrobial Awareness Week“ (WAAW): „Act Now: Secure Our Present, Protect Our Future.“ Der gemeinsame Ansatz verdeutlicht, dass Antibiotikaresistenzen nur wirksam bekämpft werden können, wenn Humanmedizin, Veterinärmedizin, Umwelt- und Lebensmittelüberwachung eng zusammenarbeiten.

 

Subklinische Endometritis – relevant in Ihrem Praxisalltag?

Die Umfrage des Dissertationsprojektes von Magdalena Buchner an der Klinik für Wiederkäuer der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München richtet sich an im Rinderbereich tätige Tierärzt:innen und soll den aktuellen Informationsstand zur Relevanz der subklinischen Endometritis im Praxisalltag erfassen.

Die Teilnahme dauert 5-10 Minuten, ist freiwillig und vollständig anonym – es werden keine personenbezogenen Daten erhoben.

Die Umfrage ist bis 22.02.2026 freigeschaltet.

 

Zur Umfrage:

 

FVE-News                      

 


Inhalte Deutsches Tierärzteblatt Dezember 2025

30. Deutscher Tierärztetag

Nach der Veröffentlichung des Berichts des BTK-Präsidenten zur Lage des Berufsstands im November wird in diesem Heft die Berichterstattung zum 30. Deutschen Tierärztetag komplettiert: Der allgemeine Bericht gibt eine Übersicht und die Forderungen sowie die Beschlüsse der Hauptversammlung zu den Anträgen sind ausführlich abgedruckt.

Bericht aus dem BMLEH

Regelmäßiger Tagesordnungspunkt der Delegiertenversammlungen ist ein Bericht aus dem für die Veterinärmedizin zuständigen Bundesministerium. Für das Ministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat hat dies Dr. Katharina Kluge auf der Herbst-Delegiertenversammlung übernommen.

 

Termine 2025

2. Dezember Ausschuss für Wiederkäuer Berlin
8. Dezember Präsidium Berlin, Videokonferenz
9. Dezember Ausschuss für Gebühren Berlin

2026

26. Januar Ausschuss für Berufs- und Standesrecht Videokonferenz
9. April Ausschuss für Schweine Hannover
9. April Ausschuss für Versuchstierkunde und 3R Berlin
16./17. April Erweitertes Präsidium Berlin
17./18. April Frühjahrs-Delegiertenversammlung Berlin
19./20. Mai  Geschäftsführerkonferenz  Stralsund
1./2. Oktober Erweitertes Präsidium Berlin
2./3. Oktober Herbst-Delegiertenversammlung Berlin

Termine ATF-Fortbildungen/Gemeinschaftsveranstaltungen

Präsenzveranstaltungen

Online-Fortbildungen

 

 

Bleiben Sie gesund!

 

Mit freundlichen Grüßen
Ihre BTK-Geschäftsstelle

 

*Quellen der jeweiligen Artikel sind die angegebenen Links. 

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