Partnerschaft mit Hindernissen

Kaninchen brauchen Gesellschaft – aber die muss auch passen

BTK Berlin (04.09.2013) Kaninchen lieben die Gesellschaft von Artgenossen, und es ist darum Tierquälerei, die drolligen Langohren alleine zu halten. Doch die Vergesellschaftung ist gar nicht so einfach, denn ihr aggressives Revierverhalten macht die Zusammenführung zweier Tiere oft kompliziert.
© C. Pfister
(BTK/Berlin). Kaninchen sind soziale Tiere, die in großen Gruppen leben und Geselligkeit lieben. Es ist darum Tierquälerei, die drolligen Langohren alleine zu halten – entgegen früherer Ansichten ist ein Meerschweinchen jedoch kein geeigneter Sozialpartner!
Die Tiere gehören völlig unterschiedlichen Tiergruppen an (Kaninchen sind Hasenartige, Meerschweinchen Nagetiere) und verfügen über entsprechend artspezifische Ausdrucksformen. „Zwar leben beide Arten in sozialen Gruppen, doch sind die Unterschiede in der Kommunikation so groß, dass eine Verständigung schwierig ist. Leidtragender dieser Zwangsgemeinschaft ist dabei fast immer das Meerschweinchen, da es vom Kaninchen dominiert wird“, erklärt Prof. Dr. Theo Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer. Aus diesem Grunde rät der Tierarzt: „Es sollten immer zwei Kaninchen zusammen gehalten werden. Doch das ist gar nicht so einfach, denn ihr aggressives Revierverhalten macht die Zusammenführung kompliziert.“

Darum hier einige Tipps:

• Beim Zusammenführen zweier Kaninchen braucht man Geduld, denn selten verstehen sich zwei fremde Tiere auf Anhieb! Vom „ersten Kennenlernen“ bis zum Beziehen eines gemeinsamen Heimes können schon mal einige Wochen vergehen – Zeit, die man den Tieren geben sollte.

• Am besten ist es, wenn man gleich zwei Kaninchen zusammen anschafft – entweder Wurfgeschwister vom Züchter oder aus dem Tierheim, denn dort werden sie oft im Doppelpack abgegeben und kennen sich gut; zudem wissen die Tierpfleger, ob sich zwei Tiere verstehen oder nicht.

• Grundsätzlich verstehen sich Pärchen am besten. Um Nachwuchs zu vermeiden, muss der Rammler auf jeden Fall kastriert werden. Aber Achtung: Er ist manchmal noch bis zu sechs Wochen nach der Kastration zeugungsfähig, deshalb sollte man diese Karenzzeit einhalten, bevor man die Tiere zusammenlässt. Weil sich zwei kastrierte Tiere am einfachsten vergesellschaften lassen, empfiehlt sich auch die Kastration des Weibchens.

• Zwei männliche Geschwister vertragen sich nur bis zur Geschlechtsreife, danach kommt es häufiger zu Beißereien. Darum – will man zwei Brüder zusammen halten – die Tiere rechtzeitig, d.h. ab der 12. Lebenswoche kastrieren lassen. Die Vergesellschaftung zweier Weibchen ist schwieriger, die Tiere sollten ebenfalls kastriert werden, da sie ein ausgeprägtes Revierverhalten haben und es dadurch zu Aggressionen kommen kann.

• Die größten Chancen, dass die Tiere sich vertragen, bestehen dann, wenn sie sich auf neutralem Boden, den keiner von beiden als sein Revier betrachten kann, kennen lernen. Dort können sie sich beschnuppern und langsam aneinander gewöhnen. Die Tiere müssen aber unbedingt Platz zum Ausweichen haben, denn es kann zu Rangordnungskämpfen kommen, die – wenn sie zu heftig werden – mit einer Wasserspritze oder schnell dazwischen geschobenen Karton o. ä. unterbrochen werden sollten. Empfehlenswert für die erste Zeit sind auch ein Trenngitter oder zwei aneinandergestellte Käfige.

• Die gemeinsame Zeit sollte anfangs nicht länger als 20 Minuten dauern und langsam gesteigert werden. Wenn die Tiere mit der Zeit immer näher beieinander liegen und sich sogar gegenseitig ablecken, ist das „Eis gebrochen“, die Kaninchen können nun – allerdings vorerst unter Beobachtung – in einen gemeinsamen Käfig ziehen.