Vergiftung beim Hund: Richtig helfen – aber wie?

Die Bundestierärztekammer gibt Tipps für den Notfall

BTK Berlin (21.09.2012) Wie kann man seinen Hund vor einer Vergiftung schützen, wie erkennt man eine Vergiftung und was kann man in einem solchen Fall tun?
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In den letzten Monaten gab es in Berlin immer wieder Warnungen vor ausgelegten Giftködern: Die mit Blausäure oder Rattengift präparierten Fleischstücke, Hundeleckerli oder Kekse wurden mindestens 30 Hunden zum Verhängnis, drei davon sind gestorben. Natürlich sind nicht alle plötzlichen Todesfälle auf eine Vergiftung des Tieres zurückzuführen, doch das vorsätzliche Auslegen von Giftködern durch perfide Hundehasser kommt auch in anderen Städten immer wieder vor. Wie kann man seinen Hund davor schützen, wie erkennt man eine Vergiftung und was kann man in einem solchen Fall tun? Ratschläge dazu gibt Dr. Thomas Steidl, praktischer Tierarzt und Mitglied im Ausschuss für Kleintiere der Bundestierärztekammer.

Wie kann man seinen Hund schützen?
„Gegen bösartige Hundehasser, die mit ihrem Tun ja nicht nur Tiere gefährden, sondern auch Kinder, die mit Giftködern in Berührung kommen, ist leider kein Kraut gewachsen. Dort, wo vor ausgelegtem Gift gewarnt wurde, sollte der Hund vorsorglich an der Leine geführt werden. Das gierige Verschlingen von Futter ist für Hunde natürlich, es ist schwer, das andauernd zu kontrollieren.
Hundebesitzer können ihr Tier aber vor „selbstgemachten“ Vergiftungen schützen: So sind Weintrauben, Rosinen, Macadamianüsse, Koffein, Süßstoff oder Schokolade für Hunde giftig und sollten nie – auch nicht in kleinen Mengen – angeboten werden. Auch vermeintlich harmlose Medikamente wie Aspirin, Paracetamol oder Teebaumöle wirken beim Tier toxisch. Grundsätzlich sollte man sich mit einem Hund im Haushalt verhalten wie mit einem kleinen Kind: Also Medikamente, Putz- und Reinigungsmittel oder Gartenchemie aus der Reichweite des Vierbeiners verbannen!“

Wie erkennt man, dass sich der Hund vergiftet hat?
„Abhängig vom Gift und von der Giftmenge erkennt man eine Vergiftung sofort oder wenige Stunden nach Giftaufnahme. Allerdings gibt es auch einige wenige Gifte (z.B. Rattengift, Thallium), bei denen zwischen Aufnahmezeitpunkt und Auftreten der ersten Symptome einige Tage liegen können.
Symptome, die bei einer Vergiftung auftreten können, sind starkes Speicheln, Zittern, Apathie oder starke Aufregung, Schwäche, Kreislaufprobleme (Kollaps mit Bewusstlosigkeit), Erbrechen, Würgen, Durchfall, Bauchkrämpfe, Blut im Erbrochenen, im Kot oder im Urin (bei Rattengift); außerdem können Atembeschwerden bis hin zur Atemnot auftreten oder Veränderung der Pupillen und der Mundschleimhaut.“

Was ist im Notfall zu tun?
„Durch die Vielzahl der Stoffe, die zu einer Vergiftung führen können, ist es für den Laien im Notfall unmöglich, gezielt zu helfen: Also: So schnell wie möglich einen Tierarzt aufsuchen!
Wichtig ist es, dem Hund Ruhe zu vermitteln und ihm zu zeigen, dass man für ihn da ist. Ist das Tier bewusstlos, sollte es flach auf die Seite gelegt und sein Kopf so gedreht werden, dass Erbrochenes und Speichel aus dem Maul laufen können. Achtung: Den Hund auf keinen Fall zum Erbrechen bringen! Erstens ist es bei einem Hund nicht möglich, mit der Finger-in-den-Hals-Methode das Erbrechen auszulösen. Und zweitens kann es auch gefährlich sein, z.B. wenn der giftige Mageninhalt nach oben kommt. Auch das Einflößen von Milch oder Öl sollte tunlichst unterlassen werden, denn die Aufnahme mancher Giftstoffe wird dadurch noch beschleunigt! Ölverschmierte Fellbereiche sollten noch vor dem Transport zum Tierarzt unverzüglich geschoren werden.
Merke: Bei Verdacht auf eine Vergiftung so schnell wie möglich einen Tierarzt telefonisch kontaktieren und das Tier dann unverzüglich in die Praxis bringen! Wenn möglich, die Substanz sichern, die das Tier aufgenommen hat und mit zum Tierarzt nehmen.“

Kann der Tierarzt noch helfen?
„Ob eine Behandlung zum Erfolg führt, hängt von vielen Faktoren ab, so von der Art des aufgenommenen Giftes oder dem Zeitraum zwischen Giftaufnahme und einsetzender Behandlung. Doch in der Regel kann der Tierarzt noch sehr viel für den Patienten tun: In erster Linie werden die Symptome behandelt und der Kreislauf des Tieres unterstützt; parallel leitet der Tierarzt Maßnahmen ein, um das Gift auszuscheiden bzw. eine weitere Aufnahme des Giftes in den Körper zu verhindern. Welche Maßnahmen das sind, hängt von der Art der Giftaufnahme ab: Bei über den Magen aufgenommenen Stoffen können Brech- und Durchfallmittel, Magenspülungen, Einläufe oder Mittel, die das Gift an sich binden, eingesetzt werden. Mit Infusionen kann dem Körper außerdem Flüssigkeit zugeführt werden, die hilft, die Giftstoffe zu verdünnen und aus dem Organismus auszuschwemmen.