Hungrige Zecken unterwegs!

Die Bundestierärztekammer rät zum schnellen Entfernen der achtbeinigen Blutsauger

BTK Berlin (24.04.2014) Auf dem „1. Süddeutschen Zeckenkongress“ an der Universität Hohenheim wurde die Zecke jüngst zum „gefährlichsten Tier Deutschlands“ gekürt. Man kann also nicht genug vor dem achtbeinigen Parasiten wie der weiblichen Auwaldzecke (Foto) warnen.
© FU Berlin
Wahrscheinlich hat der eine oder andere Hundehalter schon die erste Zecke in diesem Jahr aus dem Fell seines Lieblings entfernt – oder es zumindest versucht. Vielleicht wurde der winzige „Mitesser“ aber auch übersehen und hat sich, kugelrund und prall mit Blut gefüllt, bereits wieder von seinem Wirt „fallen lassen“. Fakt ist: Die Zeckenzeit hat begonnen, und je wärmer es wird, desto größer wird die Gefahr, eine Zecke „aufzuschnappen“.

Weil Zecken, die zu den Spinnentieren gehören, ihre Körpertemperatur nicht regulieren können, sind sie bei der Suche nach einer Blutmahlzeit von den Außentemperaturen abhängig – je höher die ist, desto agiler sind die kleinen Plagegeister. „Bei Temperaturen ab circa sieben Grad verlassen Zecken die schützende Laubschicht, in der sie den Winter überdauert haben und lauern im hohen Gras und Gebüsch auf einen warmblütigen Wirt “, erklärt Prof. Dr. Theo Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer.
Dabei lassen sie sich übrigens nicht von den Bäumen fallen, sondern werden im Vorbeigehen abgestreift oder klettern mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf Haus- und Wildtiere oder den Menschen. Dort suchen sie bis zu zwei Stunden lang nach einer geeigneten dünnhäutigen Körperstelle (Innenseite der Schenkel, Kopf, Ohren, Zwischenzehenbereich, Afterregion oder Unterbauch), um sich dort mit ihren speziellen Mundwerkzeugen fest zu bohren. Larven und Nymphen, also noch nicht ausgewachsene Zecken, sind besonders an Ohrrändern, Ohrmuscheln, Augenlidern und im Schnauzenbereich zu finden.

„Weil beim Blutsaugen Speichel der Zecke in die Wunde gelangt, können auch gefährliche Krankheitserreger übertragen werden. So überträgt zum Beispiel, der Holzbock, die bekannteste und bei uns häufigste Zeckenart, unter anderem die Borreliose und die – für Tiere weniger bedeutsame – Gehirnhautentzündung FSME. Daneben macht uns Tierärzten die aus dem Mittelmeergebiet eingewanderte Auwaldzecke Sorgen, denn sie breitet sich in Deutschland immer weiter aus und kann neben der Borreliose unter anderem auch die Babesiose übertragen“, weiß Mantel.

Darum beachten:
• Die krankmachenden einzelligen Erreger wie Borrelien oder Babesien gelangen erst nach zwölf bis 24 Stunden durch den Speichel der Zecke ins Blut. Wichtigste vorbeugende Schutzmaßnahme ist es darum, den Hund nach einem Spaziergang im Grünen gründlich abzusuchen und die Zecke so schnell wie möglich zu entfernen!

• Die größere und durch ihr geflecktes Rückenschild (darum auch „Buntzecke“) vom Holzbock zu unterscheidende Auwaldzecke bevorzugt lichte Wald- und feuchte Wiesenflächen und kommt besonders häufig auf ehemaligen Rieselfeldern oder anderen Flächen vor, die gerne für den Hundeauslauf genutzt werden – hier nach dem Spaziergang besonders gründlich auf Zeckenbefall kontrollieren.

• Weil die Gefahr einer Infektion infolge eines Zeckenbisses regional sehr unterschiedlich ist, besonders vor einer Reise gründlich vom Tierarzt beraten lassen – er weiß auch, welche Abwehrmittel besonders sinnvoll sind.

• Zur Vorbeugung ist es ratsam, Hund oder Katze bis zum Ende der Zeckensaison regelmäßig mit einem Spot-on-Präparat oder Wirkstoffhalsband zu behandeln. Aber Achtung: Wirksame Mittel, die Zecken abhalten oder sogar töten, können bei unsachgemäßer Anwendung besonders für Katzen gefährlich sein! Darum die Präparate nur nach Beratung beim Tierarzt erwerben!

So wird die Zecke richtig entfernt.
• Die Zecke mit einer speziellen Zeckenzange oder mit den Fingern so dicht an der Einstichstelle wie möglich (zwischen Haut des Tieres und Zecken“kopf“) fest fassen ohne sie zu quetschen.

• Dann vorsichtig, gefühlvoll aber beherzt und möglichst gerade herausziehen. Ein Drehen sollte vermieden werden!

• Nagellack, Öl oder Ähnliches niemals auf die Einstichstelle und die Zecke träufeln! Das wurde früher geraten, begünstigt aber die Übertragung von Krankheitserregern, weil die Zecke durch den „Stress“ ihren mit Erregern „verseuchten“ Mageninhalt in die Wunde entleert.

• Achtung: Wenn ein Teil der Zecke in der Haut steckenbleibt – meist der winzige schwarze Kopf, an dem noch die acht Beine hängen – kann sich diese Stelle entzünden. In diesem Falle unbedingt den Tierarzt aufsuchen!

• Nymphen, das sind die frühen und sehr kleinen Entwicklungsstadien der Zecke, werden oft übersehen und lassen sich aufgrund ihrer geringen Größe auch schwer entfernen. Im Zweifel darum ebenfalls einen Tierarzt aufsuchen – er kennt das Problem und entfernt sie fachmännisch.