Grabmilben bei Wellensittich & Co.

Die Bundestierärztekammer rät: Parasitenbefall muss schnell behandelt werden

BTK Berlin (29.01.2016) Nicht nur Hunde und Katzen müssen sich mitunter mit Plagegeistern herumquälen – auch Ziervögel wie Sittiche können von winzigen parasitischen Milben befallen werden. Woran man das erkennt, und wie der Tierarzt helfen kann, erfahren Sie im „Tipp für Tierhalter“ der Bundestierärztekammer.
© Steidl
Nicht nur Hunde, Katzen oder Kaninchen, auch Stubenvögel wie Wellensittiche und Kanarienvögel leiden zuweilen unter dem Befall von äußerlichen, sogenannten Ektoparasiten. Besonders Wellensittiche kommen als Patienten in die Tierarztpraxis, weil sich am Schnabel und um die Nasenlöcher herum ein wulstiger, krustiger Belag abgelagert hat, in dem man sogar mit dem bloßen Auge winzige Löcher erkennen kann. Betroffene Vögel leiden unter Juckreiz und zeigen ein gesteigertes Putzverhalten, was vom Besitzer gut zu beobachten ist.

Der Tierarzt kann schnell ermitteln, wer hier der Übeltäter ist: Es handelt sich meist um den Befall mit Grabmilben, die die sogenannte Schnabelräude und die „Kalkbeinräude“ verursachen.
Die Schnabelräude, von der vor allem Sittiche betroffen sind, führt im Anfangsstadium zu kleinen Wülsten in den Schnabelwinkeln, später zieht sich ein grauweißer, poröser Belag oder eine schwammähnliche Wucherung über den Schnabelansatz, Nase und Augenbereich. Der Schnabel kann so stark geschädigt werden, dass er dauerhaft zerstört wird. Das Tier ist dann nicht mehr in der Lage, zu fressen und muss eingeschläfert werden. Bei der Kalkbeinräude sind Ständer, Füße und Kloake mit einer kalkigen porösen Masse bedeckt. Im fortgeschrittenen Stadium ziehen sich diese krustigen Auflagerungen oft über den ganzen Körper. Befallene Zehen können im schlimmsten Fall abfallen, betroffen sind hier vor allem Kanarien, Finken und Tauben.
Charakteristisches Merkmal des Befalls mit den achtbeinigen Parasiten aus der Gruppe der Spinnentiere sind die unzähligen winzigen „Bohrlöcher“. Es handelt sich dabei um Grabgänge, die die weiblichen Milben bohren, um dort ihre Larven zu gebären. Die Milben selber ernähren sich von der Hornsubstanz der befallenden Partien, die sie mit Hilfe eines Enzyms auflösen.
„Die Übertragung der Milben erfolgt von Vogel zu Vogel, doch können die Parasiten auch für kurze Zeit außerhalb ihres Wirtes überleben. Für den Menschen besteht aber keine Gefahr“, erklärt Dr. Thomas Steidl, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kleintiere der Bundestierärztekammer, der Grabmilbenbefall bei Ziervögeln in den letzten Jahren vermehrt in seiner Praxis beobachtet.

Steidl: „Vorausgesetzt, es wird rechtzeitig ein Tierarzt aufgesucht, ist die Behandlung relativ unkompliziert. Ein milbentötendes Medikament wird mehrmals auf die Haut aufgetragen und wirkt dann innerlich. Das ist das sogenannte spot-on-Verfahren. Wenn der Ständer, also das Bein eines Vogels, befallen ist, muss gegebenenfalls der Ring entfernt werden, da dieser durch die Hautverdickung zur Abschnürung führen kann“