Süßer Fratz mit hohem Anspruch

Die Bundestierärztekammer gibt Tipps zur Haltung von Chinchillas

BTK Berlin (31.01.2013) Chinchillas sind ganz entzückende, doch auch ziemlich anspruchsvolle Hausgenossen.
© C. Pfister
Seidenweiches Fell, Ohren wie ein „Gremlin“, schwarze Knopfaugen und lange Schnurrhaare am kecken Schnuppernäschen... Was sich wie die Beschreibung einer Zeichentrickfigur anhört, ist nicht Disneys Fantasie entsprungen, sondern ganz lebendig und in immer mehr Haushalten zu finden: Das Chinchilla.
Die silbergrauen „Hasenmäuse“ stammen eigentlich aus den chilenischen Anden, wo sie in fast 5000 Meter Höhe leben. Der Grund, warum die Natur sie mit einem der begehrtesten Pelze im Tierreich ausgestattet hat. So weich, duftig und dicht, dass Chinchillas in ihrer kargen und kalten Heimat fast ausgerottet wurden, denn für einen Mantel müssen rund 100 Tiere ihr Leben lassen. Doch auch als Heimtiere sind Chinchillas beliebt und wurden in den letzten Jahren immer beliebter, obwohl man für eine Haltung, die dem Tier gerecht wird, einiges beachten muss:

Prof. Dr. Theo Mantel von der Bundestierärztekammer: „Chinchillas sind sehr anspruchsvolle Hausgenossen: Im Gegensatz zu anderen Heimtieren sind sie in der Haltung ziemlich kostspielig – sie brauchen viel Platz, spezielles Futter und erreichen ein für Nager biblisches Alter von fast zwanzig Jahren. Außerdem müssen sie paarweise, besser jedoch in Gruppen gehalten werden. Dabei empfiehlt sich die Vergesellschaftung von gleichgeschlechtlichen Tieren oder Weibchen und kastrierten Männchen.“
Weil das Chinchilla als nacht- und dämmerungsaktives Tier eher am Abend munter wird, ist es auf keinen Fall ein Hausgenosse für Kinder und Leute, die ihre zeitige Nachtruhe schätzen. Für Kinder ist es auch deshalb völlig ungeeignet, weil das Chinchilla sehr schreckhaft und geräuschempfindlich ist. Aus tierärztlicher Sicht ist die Haltung von Chinchillas, die bei intensiver Beschäftigung durchaus handzahm werden können, darum nur etwas für ernsthafte und gut informierte „Fans“. Alle anderen jedoch sollten von den zauberhaften Gesellen lieber die Finger lassen oder sich vor der Anschaffung noch einmal gründlich von einem Tierarzt beraten lassen.



Was ein Chinchilla unbedingt braucht:

• Viel Platz: Die Voliere muss für zwei Tiere mindestens 1,50 Meter hoch und 1 Meter breit sein und ein Mindestvolumen von 3 Kubikmetern haben. Für jedes weitere Tier dann entsprechend größer.
• Ganz wichtig ist die Käfig-Ausstattung: Sie muss ein Sandbad mit Spezialsand, Schlafhäuschen, Schlupfhöhlen, Sitzbretter in mehreren Etagen, dicke Kletteräste, Heuraufe und Wasserspender enthalten.
• Um Stress für die Tiere zu reduzieren, sollten zwei aneinandergrenzende Käfigseiten blickdicht verschlossen sein.
• Weil den Chinchillas Schweiß- und Talgdrüsen in der Haut fehlen, ist ihr Fell nicht gegen Feuchtigkeit und hohe Außentemperaturen geschützt. Sie erkälten sich leicht oder neigen im Sommer zu Überhitzung. Die Voliere muss also gut gegen Feuchtigkeit, Zugluft und direkte Sonneneinstrahlung geschützt sein.
• Die optimale Temperatur liegt bei 15 bis 21 Grad, Standorte in Heizungsnähe oder eine Außenhaltung verbieten sich darum.
• Vorsicht: Als Einstreu nie Katzenstreu verwenden, es verklumpt im Magen-Darm-Trakt. Auch Stroh kann gefährlich werden, denn die Strohspitzen können sich in den Magen oder Darm spießen. Darum am besten immer Holzstreu verwenden!
• Heu als Hauptnahrung ist rohfaserreiches, energiearmes und zuckerfreies Futter: Es darf nicht feucht, staubig oder schimmlig sein. Daneben können spezielle Pellets für Chinchillas in kleinen Mengen angeboten werden. Frisches Grünfutter führt oft zu ernsthaften oder sogar tödlich verlaufenden Durchfällen, es darf darum nicht gefüttert werden!
• Wichtig ist Nagematerial, wie frische ungespritzte Zweige von Laubbäumen, z.B. Weide oder Haselnuss. Holz von Obstbäumen wie Kirche oder Pflaume sowie von Nadelbäumen darf dagegen nicht gegeben werden.
• Frisches Wasser muss stets angeboten werden, am besten aus einer Nippeltränke.