Ein Winterbett im Kühlschrank

Die Bundestierärztekammer gibt Tipps zur Überwinterung von Landschildkröten

BTK Berlin (11.10.2012) Für die Gesunderhaltung von Landschildkröten ist es notwendig, dass sie jährlich eine winterliche Ruhephase einlegen und in die sogenannte Winter- oder Kältestarre fallen.
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Um die kalten Monate zu überstehen, fallen Europäische Landschildkröten in der Natur in eine Kälte- oder Winterstarre. Im Gegensatz zu Winterschlaf oder Winterruhe der Säugetiere ist das ein passiver Vorgang, der bei wechselwarmen Tieren in Anpassung an die Umgebungstemperatur erfolgt: Nehmen die Temperaturen ab, sinkt auch die Körpertemperatur des Reptils, und alle Stoffwechselfunktionen, Herzschlag und Atemfrequenz werden auf ein Minimum gedrosselt.

Die Griechischen- oder Maurischen Landschildkröten in menschlicher Obhut haben es natürlich auch im Winter behaglich warm. Trotzdem ist die jährliche Winterruhe für ihre Gesundheit überaus wichtig: „Hormonhaushalt und Immunsystem sind davon abhängig, und die Jungtiere wachsen ohne die winterliche Pause viel zu schnell“, weiß Prof. Dr. Theo Mantel, Präsident der Bundestierärztekammer.

Wenn die Tage im Oktober kürzer und kälter werden, werden auch die Schildkröten träger. Sie fressen weniger und sollten nun auf die Überwinterung vorbereitet werden. Wichtig ist ein vorheriger Kontrollbesuch beim Tierarzt. Dort wird der Gesundheitszustand überprüft und der Kot auf Parasiten untersucht. Ist die Schildkröte gesund, können die Vorbereitungen für die Winterruhe getroffen werden:

• Licht und Temperatur schrittweise über ca. drei Wochen reduzieren und Fütterung einstellen; Trinkwasser kann weiterhin angeboten werden, auch Bäder in lauwarmen Wasser sind zur Entleerung des Darms ratsam.

• Wenn die Aktivität der Tiere weiter abnimmt, sollten sie in einer Überwinterungskiste (z.B. Kunststoffbox) untergebracht werden; sie muss so groß sein (ca. das Vierfache der Panzerfläche), dass sich das Tiervollständig eingraben kann.

• Die Kiste mit leicht feuchtem Substrat füllen: Am besten ist eine Erdschicht, auf die ein Gemisch aus Buchenlaub und Moos gehäuft wird; auch Torfmoos (Sphagnum) hat sich bewährt, denn es hält die Feuchtigkeit sehr gut.

• Ganz wichtig: für gute Durchlüftung sorgen, sonst kann es zu Schimmelbefall kommen!

• Die Überwinterungskiste sollte an einen möglichst dunklen Ort gestellt werden, die Temperatur muss bei konstanten 4-6 Grad Celsius liegen.

• Auch wenn es sich absurd anhört: Die Überwinterung im – aus hygienischen Gründen unbedingt separaten – Kühlschrank ist die beste Methode! Die Temperatur lässt sich exakt einstellen und mit einem elektronischen Thermometer gut überprüfen. Durch das gelegentliche Öffnen der Kühlschranktür ist für eine ausreichende Sauerstoffzufuhr gesorgt.

• Alle 14 Tage sollte das Tier herausgenommen, gewogen und kontrolliert werden, insgesamt darf es nicht mehr als zehn Prozent seines Körpergewichts verlieren!

• Die Überwinterung im Keller, auf dem Balkon oder in der Garage ist problematischer, da die Temperaturen nicht konstant gehalten werden können.

• Ein Eingraben der Schildkröte im Garten oder Freigehege birgt ebenfalls einige Risiken: starker Frost dringt auch in die Überwinterungsverstecke ein, zu hohe Temperaturen treiben die Tiere aus ihrem Unterschlupf. Auch ist eine Kontrolle der Schildkröte meist nur schwer möglich.

Die Winterruhe dauert in der Regel drei bis fünf Monate, bei Tieren im ersten Lebensjahre genügt eine verkürzte Winterruhe von sechs bis acht Wochen. Im Frühjahr dann sollte die Temperatur über einige Tage wieder angehoben werden – warme Wasserbäder helfen, die „Lebensgeister“ des kältestarren Panzertieres wieder zu wecken.

Im Zweifelsfall aber immer einen Tierarzt kontaktieren! Auskunft über Kleintierpraktiker, die sich auf Reptilien spezialisiert haben, gibt die jeweilige Landestierärztekammer.