Blutmahlzeit für kleine Plagegeister

Frühjahr ist Zeckenzeit: Die Bundestierärztekammer rät zur Zeckenprophylaxe und gibt Tipps zum richtigen Entfernen

BTK Berlin (22.03.2012) „Herr Doktor – mein Hund hat so eine komische graue Warze hinterm Ohr, was kann das nur sein?“ Wer die prallen, bis einen Zentimeter großen Gebilde noch nie gesehen hat, steht vor einem Rätsel. Die Lösung: Bei dem unbekannten „Gewächs“ handelt es sich um einen tierischen „Mitesser“ – die blutsaugende Zecke.
© Merial GmbH, Hallbergmoos
Im Frühjahr erwachen auch die Zecken zu neuem Leben: Die kleinen Plagegeister, die zu den Spinnetieren gehören, legen bei Tagestemperaturen von mindestens sieben Grad so richtig „los“ und suchen sich einen Wirt. Sie verlassen die schützende Laubschicht, in der sie den Winter überdauert haben, und lauern im hohen Gras und Gebüsch auf ihre warmblütigen Opfer – Wild- und Haustiere und auch der Mensch. Zecken lassen sich nicht – wie oft angenommen – von den Bäumen fallen, sondern werden im Vorbeigehen abgestreift oder klettern auf ihr Wirtstier. Dort suchen sie bis zu zwei Stunden nach einer geeigneten dünnhäutigen Körperstelle, bohren sich ein und beginnen zu saugen. Eine Blutmahlzeit kann bis zu einer Woche dauern und lässt den Parasiten um ein Vielfaches anschwellen.

„Beim Blutsaugen gelangt Speichel der Zecke in die Wunde und kann gefährliche Krankheitserreger übertragen“, weiß Prof. Dr. Theo Mantel, Präsident der Bundes-tierärztekammer. Die bekannteste Zeckenart, der „Holzbock“ (Ixodes ricinus) überträgt z.B. die Borreliose und die – für Tiere nicht relevante – Gehirnhautentzündung FSME. Daneben macht den Tierärzten die aus dem Mittelmeergebiet eingewanderte Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus) Sorgen. „Sie breitet sich in Deutschland immer weiter aus und überträgt auch die Babesiose. Diese Krankheit ist bei uns relativ neu und vor allem für Hunde gefährlich. Die Erreger zerstören die roten Blutkörperchen und es treten immer wieder Fieberschübe oder sogar zentralnervöse Symptome und Nierenversagen auf“, so Prof. Mantel weiter.

Weil einige Erreger oft erst nach zwölf bis 24 Stunden übertragen werden, rät die Bundestierärztekammer, jede Zecke schnellstmöglich zu entfernen. Außerdem sollte regelmäßig eine Zeckenprophylaxe erfolgen, besonders bei Reisen ins Ausland. Dabei ist aber Vorsicht geboten: Bei unsachgemäßer Anwendung können die speziellen Präparate, die die Zecken abhalten oder sogar töten, gerade für Katzen gefährlich sein. Darum ist eine gründliche Beratung von Ihrem Tierarzt unerlässlich!

Finger weg von Öl und Klebstoff!
So entfernen Sie die Zecke richtig:

Die Zecke mit Hilfe einer Pinzette oder einer speziellen Zeckenzange/Haken zwischen der Haut und Zeckenkopf fest fassen und dann vorsichtig, aber zielstrebig und möglichst gerade und ohne zu drehen herausziehen.

Die Zecke so dicht an der Einstichstelle wie möglich fassen und darauf achten, dass sie nicht gequetscht wird.

•  Keinen Nagellack, Öl oder Ähnliches auf die Einstichstelle und die Zecke Träufeln! Das begünstigt die Übertragung von Krankheitserregern, denn die Zecke entleert in Panik ihren mit Erregern „verseuchten“ Mageninhalt in die Wunde.

•  Wenn ein Teil der Zecke in der Haut steckenbleibt – meist der winzige schwarze Kopf – kann sich diese Stelle entzünden, in diesem Falle unbedingt den Tierarzt aufsuchen.

•  Nymphen, die frühen und sehr kleinen Entwicklungsstadien der Zecken, werden oft übersehen und lassen sich aufgrund ihrer geringen Größe auch schwer entfernen. Wenn Sie unsicher sind oder die Zecke nicht alleine entfernen wollen, hilft Ihnen Ihr Tierarzt gerne weiter!